
Die Frage, was letztendlich für ein erfülltes, wahrhaftiges Leben mehr Gültigkeit habe, die vermeintlich objektive Realität oder eine zweite, subjektive, sei es auch fiktive Realität, steht im Zentrum von Sepp Malls Roman Berliner Zimmer. Sicher und behutsam führt dieser Text seine Figuren auf diese zweite Ebene, öffnet ihnen in der Fiktion eine zweite, in den Vorstellungen und Träumen angesiedelte Wahrnehmungswelt, in der sie sich noch einmal neu entfalten und begegnen können. Sprachlich unaufgeregt, nüchtern, manchmal ironisch wechselt der Roman, ohne dass er seine Tonlage ändern müsste, die Erzählebenen. Durch den Kunsttrick, vermeintliche Realität und Fiktion gleichwertig nebeneinander stehen zu lassen, gelingt es ihm, seinen Figuren ein Stück ihres versäumten Lebens zurückzugeben.
Im Gespräch erzählten Autor Sepp Mall und Übersetzerin Sonia Sulzer von ihren je eigenen Erfahrungen mit dem Übersetzen bzw. dem Übersetztwerden. Moderation: Alma Vallazza
Fotos (c) Markus Denicolo‘



